AG Feuerwehr in einer oberbayerischen Mittelschule

02.12.2021
Sehr viele bayerische Feuerwehren werden einmal im Jahr von den dritten oder vierten Klassen der Grundschulen besucht, wenn das Thema Brandschutzerziehung auf dem Lehrplan steht. Aber in Penzberg liegen die erste Feuerwehr und die erste Schule, wo oberbayerische Jugendliche jede Woche die Feuerwehr besuchen!

Die Freiwillige Feuerwehr Penzberg (Landkreis Weilheim-Schongau) bietet in Zusammenarbeit mit der Bürgermeister-Prandl-Mittelschule seit September 2021 eine AG Feuerwehr an. Sieben Schülerinnen und Schüler haben jeden Mittwochnachmittag zwei Stunden „Feuerwehr“ auf dem Stundenplan. Im Rahmen eines Medientermins präsentierten die Verantwortlichen der Feuerwehr und der Mittelschule die ersten Erkenntnisse aus diesem Modellprojekt.

Die Mittelschule in Penzberg bietet für die fünften und sechsten Klassen jeweils eine Ganztagsklasse an, in der die Kinder von morgens bis zum späten Nachmittag unterrichtet und betreut werden. In dieser Zeit wechseln sich Unterricht und Übungszeiten (in denen das Pendant zu den Hausaufgaben gemacht wird) ab. Der Schultag wird aber natürlich unterbrochen durch Stunden, in denen man sich bewegen und etwas tun kann.

Rektor Michael Zwick und Kommandant Christian Abt haben das Projekt aus einem gemeinsamen Gespräch Anfang des Jahres heraus entwickelt. Der Rektor ist begeistert von dem Enthusiasmus, den sowohl die Feuerwehrleute als auch die Schüler für die AG Feuerwehr entwickeln: „Das ist ein wahnsinnig nachhaltiges Lernen“. Der Kommandant freut sich über die enorme Popularität der Feuerwehr, denn fast alle Kinder möchten nach der AG Feuerwehr so schnell wie es geht in die Jugendfeuerwehr wechseln. Und auch ältere Jugendliche der Mittelschule begeistern sich für die Feuerwehr: Sie würden regelmäßig nachfragen, ob man die AG Feuerwehr auch auf die höheren Klassen ausdehnen kann.

Laut dem Vorsitzenden des Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern, Dr. Rüdiger Sobotta, ist die Feuerwehr Penzberg die erste im Regierungsbezirk Oberbayern mit einem solchen Projekt.

Volle Unterstützung erfährt die AG Feuerwehr natürlich auch durch die Stadt Penzberg: Die beiden „Feuerwehr-Lehrer“ sind bei der Stadt bzw. städtischen Einrichtungen beschäftigt und werden jeweils für die Betreuung der Mittelschüler jeden Mittwochnachmittag freigestellt.

Potentielle rechtliche Probleme, die jedem Feuerwehrführungsdienstgrad sofort durch den Kopf schießen, haben die Verantwortlichen sehr pragmatisch gelöst. Kinder aus der fünften oder sechsten Klasse sind zwischen 11 und 13 Jahren alt, so dass die erste Diskussion natürlich zur Abgrenzung zwischen Kinder- und Jugendfeuerwehr führt und dann zur Unfallversicherung. In Penzberg existieren diese Probleme gar nicht, denn die Kinder sind nicht Mitglied der Feuerwehr, sondern „Gäste von der Schule“. Die Kinder sind also genauso wie Feuerwehrleute beim Kommunalen Unfallversicherungsverband Bayern versichert, aber eben über die Schule und nicht über die Feuerwehr.

Die einzige Herausforderung kommt aus einer ganz anderen Ecke: Teilweise gibt es den Jugendfeuerwehr-Schutzanzug nicht in sehr kleinen Größen, aber hier zeigt sich das Improvisationsvermögen einer Feuerwehr. Und „unlösbare Probleme gibt es sowieso nicht“, so der Jugendbetreuer Thomas Kapfer-Arrington.

Sinnvoll integrieren in den Schulalltag kann man die Feuerwehr nur bei Klassen mit einem gebundenen Ganztagsunterricht. „Feuerwehr ist dann sowas wie ein Wahlfach“, so der Kommandant Christian Abt. In Penzberg wechseln die sieben Kinder nach einem halben Jahr mit einer anderen Arbeitsgruppe, damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler von dem neuen und in Oberbayern einzigartigem Angebot profitieren können. Das Ziel wurde erreicht, die Feuerwehr finden alle toll: „Später gehe ich zur Feuerwehr, ich möchte Leuten helfen“, so Severin, „das macht total viel Spaß“. „Feuerwehr ist cool“, meint Yaaqub und Maxim stimmt zu, „Feuerwehr ist cool aber anstrengend“.

Recht haben sie.

Fotos: Besonders interessant aus Sicht der Feuerwehr war das Medieninteresse: Die Feuerwehr Penzberg durfte alle lokalen Radiosender und Zeitungen sowie den BR und Sat.1 Regional begrüßen.