Bericht: Herbstdienstversammlung der Regierung von Oberbayern

01.11.2025
Alle Kreis- und Stadtbrandräte und -inspektoren im Regierungsbezirk Oberbayern waren eingeladen am Freitag, den 24. Oktober 2025, in die Chiemgau Arena im Landkreis Traunstein.

Dr. Konrad Schober, Regierungspräsident des Bezirks Oberbayern, konnte am Freitag, den 24. Oktober 2025 die obersten Führungskräfte der Feuerwehren Oberbayerns in der Chiemgau Arena in Ruhpolding im Landkreis Traunstein begrüßen. Die Chiemgau Arena ist international bekannt als Austragungsstätte für Biathlon-Wettbewerbe und sicher jedem Sport- oder Skibegeistertem ein Begriff.

Dr. Schober, der den bayerischen Feuerwehren überaus verbunden ist, er war lange Jahre selbst unter anderem Atemschutzgeräteträger und Gruppenführer, streifte kurz das neu zu gründende Landesamt für Bevölkerungsschutz in Bayern: Dieses soll das bestehende Schutz-Netzwerk nur ergänzen und nicht als übergeordnete bayerische Einsatzleitung fungieren. Die existierenden Führungsstrukturen in den Landkreisen, der Regierung von Oberbayern und im StMI werden auf allen Ebenen für ausreichend erachtet.

Geleitet wurde die Veranstaltung von der Bereichsleiterin des Sachgebiets 1A, Stefanie Weber. Das Sachgebiet 1A umfasst die Themen "Sicherheit, Kommunales und Soziales". Die Versammlungsleiterin bat nach Dr. Schober den Polizeipräsidenten im Präsidium Oberbayern Süd, Frank Hellwig, um sein Grußwort. Er sicherte den Feuerwehrleuten die jederzeitige Unterstützung durch die bayerische Polizei zu, insbesondere angesichts der Tatsache, dass praktisch alle Feuerwehrleute ihrer Aufgabe ehrenamtlich nachkommen. Als neue Gefahr für alle Einsatzkräfte sieht Frank Hellwig die zunehmenden Überfahrtaten, bei denen Fahrzeuge absichtlich gegen Personen oder Personengruppen gerichtet werden.

Nach einem kurzen Totengedenken wurden die neuen Kreisbrandräte und -inspektoren begrüßt. 

Die Bereichsleiterin Stefanie Weber berichtete von der Regierung von Oberbayern über das bereits erwähnte geplante Landesamt für Bevölkerungsschutz. Es soll die operativen Aufgaben aus allen Bereichen des Bevölkerungsschutzes bündeln, also auch für die Aufgaben Feuerwehren zuständig sein. Weil in München die nötigen Flächen nur schwer zu bekommen sind, soll es irgendwo in einem Radius von 50 km um die bayerische Landeshauptstadt liegen. Der Start soll noch 2026 erfolgen und Ende 2028 soll es voll funktionsfähig sein.

Katharina Böswirth durfte zum Sachstand der Feuerwehrförderungen positives berichten: Praktisch alle Anträge für Gerätehäuser und Fahrzeuge aus dem Jahr 2025 konnten bereits abgeschlossen werden. Die Lehrgangsverwaltung wurde zum Jahr 2025 in vier Kategorien eingeteilt und nur noch für die beiden wichtigsten erfolgten Bedarfsabfragen in den Landkreisen, was von den anwesenden Kreisbrandräten als sehr kritisch gesehen wurde. Die Zuweisungsrate von 50 Prozent liegt etwas über der der Vorjahre, kann aber natürlich nach wie vor nicht zufrieden stellen. Angesichts der steigenden Funktions-Fluktuationen in den Feuerwehren können die Staatlichen Feuerwehrschulen den Bedarf auch mittelfristig nicht decken.

Der Fachberater für Brand- und Katastrophenschutz Peter vom Hofe stellte die Fahrzeugzuweisungen des Freistaats und des Bundes an die oberbayerischen Feuerwehren vor. So wurden u.a. vom Freistaat Bayern drei Versorgungs-LKW für den Gerätesatz Notstrom, zwei Kommandowägen für die Ölwehrkomponente und zwei UTV (Quads, u.a. zur Erkundung) mit Transportanhänger ausgeliefert. Vom Bund kommen fünf LF Katastrophenschutz, zwei Schlauchwagen Katastrophenschutz und neun CBRN-Erkunder für die bayerischen Feuerwehren.
Wegen mehrerer Nachfragen stellte er nochmals klar, dass Vorwarneinrichtungen (zur Absicherung auf Schnellstraßen) auf MTW oder GW-L bezuschusst werden, allerdings nicht auf RWs oder HLFs etc.: Die Unterbringung der Vorwarneinrichtung auf einem Fahrzeug, das bei Unfällen vorne steht, ist nicht sinnvoll und wird deswegen nicht befürwortet bzw. bezuschusst.

Aus dem Staatsministerium des Inneren berichtete Ministerialrat Matthias Ott. Aktuell werden die Ausführungsverordnung und die Vollzugsbekanntmachung zum Bayerischen Feuerwehrgesetz überarbeitet. Diese werden als nächstes in die Verbändeanhörung gegeben.
Nach einem Überblick über die technische Seite der vom Freistaat finanzierten Fahrzeuge schilderte Matthias Ott nochmals den aktuellen Stand zum Landesamt für Bevölkerungsschutz. 

Der Leiter der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried, Rene Mühlberger, präsentierte die neue Organisation der SFSG. Bis Ende 2026 sollen vier neue Beamte für die 2. Qualifikationsebene ihre Ausbildung beenden. Dann folgen die Führungsausbildung und die Einweisung in den Lehrbetrieb. Leider musste er aber zugeben, dass diese Verstärkung bestenfalls die Fluktuation mildern kann. Rene Mühlberger wies nochmals darauf hin, dass die Einsatzdaten vollständig und korrekt erfasst werden müssen, weil die SFS sich bei der Konzeption und Planung des Kursangebots auch an diesen Daten orientiert. Im Jahr 2026 wird die SFSG unter anderem folgende Kurse anbieten: Zugführer (192 Kursplätze), GF (846), Leiter einer Feuerwehr (248), Ausbilder (168), Gerätewart und GW-TSF (240 + 72), Einführung in die Stabsarbeit (168), DL-Ma (100) und Jugendwart (240). 

Johannes Eitzenberger, der 1. Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands Bayern, dankte zunächst den Anwesenden für ihre Stimmen bei der Wahl im Rahmen der Landesverbandsversammlung im September. Danach zeigte er nochmals eine sehr nachdenklich machende Statistik: Im Jahr 2024 wurden die bayerischen Feuerwehren zu insgesamt 358.915 Einsätzen alarmiert (Vorjahr 293.112). Stark gestiegen sind die Brände mit 83.488 Einsätzen (53.205), Technische Hilfeleistungen mit 202.663 Einsätzen (166.817) und 8692 ABC-Einsätze (5505). Praktisch unverändert sind die sonstigen Einsätze mit 26.547 (26.710) und minimal weniger wurden die Sicherheitswachen mit 37.525 (40.875). Regelrecht am explodieren sind die Mitgliederzahlen der Kinderfeuerwehren: Aktuell werden 30.523 Kinder in 1633 Gruppen an den Feuerwehrdienst spielerisch herangeführt. 

Unser neuer Bezirksfeuerwehrarzt Dr. med. Wolfgang Krämer stellte sich kurz vor und umriss seine nächsten Projekte.

Der örtlich zuständige Kreisbrandrat Christof Grundner stellte kurz seinen Landkreis und seine Feuerwehren vor. Bemerkenswerterweise hat er den Fachbereich "Frauen" aufgelöst, weil dieser eigentlich nichts mehr zu tun hatte. Stattdessen gibt es jetzt einen Fachbereich für Gleichstellung und Diversität. Er hat die Landkreis-Ausbildung übergeführt in eine gGmbH; diese bietet pro Jahr 3000 Lehrgangsplätze in 55 Lehrgängen an. 200 Ausbilder aus den Landkreisfeuerwehren und eine hauptamtliche Kraft auf 500-Euro-Basis kümmen sich um die Ausbildung und die Verwaltung.

Kriminalhauptkommissar Ralf Hermle von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) zeigte einen Vortrag zur Rechtsextremismus-Prävention in den Feuerwehren. Diese geraten aktuell wie übrigens auch das THW besonders in den Fokus von extremistischen und verfassungsfeindlichen Organisationen, die diese aktiv unterwandern wollen.

Regierungsdirektorin Susann Schäuble aus dem StMI präsentierte Informationen aus ihrem Fachgebiet "Stärkung der zivilen Verteidigungsfähigkeit in Bayern - Rolle und Aufgaben der Feuerwehren". Deutschland wird aufgrund seiner geografischen Lage in Europa eine überaus wichtige Drehscheibe für Kräfte der NATO. Ihr Fazit: Die Stärkung der zivilen Verteidigungsfähigkeit kann nur allen Organisationen gemeinsam gelingen.

Der erste Tag der Herbstdienstversammlung wurde beendet durch die Vollversammlung des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern und der Herbstdienstversammlung der Jugendfeuerwehr Oberbayern. Dazu folgen separate Berichte.


Am nächsten Tag berichtete Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble von der BF München von einem Brand im Senioren- und Pflegeheim Vincentinum am Weihnachtstag 2024. Der Großbrand in der Münchner Innenstadt an einem Gebäude aus dem Jahr 1900 stellte die Einsatzleitung vor viele Probleme.

Von einem Bergwaldbrand an der Heißenplatte in Bayrischzell-Gaitau im Landkreis Miesbach berichtete Patrick Burghoff, Teamleiter Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt Miesbach. Bemerkenswert war dieser Einsatz, weil auch mehrere private Hubschrauber eingesetzt wurden.

Katharina Böswirth von der RvO unterrichtete im letzten Vortrag zum Thema "Zuständigkeiten beim Schutz vor Überfahrtaten". Sie endete mit dem Fazit, dass Einsatzfahrzeuge grundsätzlich nicht geeignet sind als Schutz vor Überfahrtaten, so wie die Installation und der Betrieb von Schutzeinrichtungen nicht Aufgabe der Feuerwehren sein können. Den Feuerwehren wird dringend empfohlen, bei Umzügen etc. im Rahmen von Festen oder Feiertagen nur noch im Rahmen einer Verkehrslenkung tätig zu werden - und dies auch so anzukündigen und zu bezeichnen! - und nicht als "Absicherung".